Maximilian Lange // Journal

Fels, Wasser, Erde & Luft

Alpenüberquerung L1 von Garmisch-Partenkirchen nach Brescia

Eine Alpenüberquerung zu Fuß, im Herbst 2015 reifte diese Idee in meinem Kopf. Zur Wahl standen für mich zu diesem Zeitpunkt die beiden klassischen Fernwanderwege E5 von Oberstdorf nach Meran sowie der Traumpfad von München nach Venedig. Doch erschienen mir diese zu gewöhnlich. Fast jeder, dem ich davon berichtete, kannte jemanden der bereits den einen oder anderen davon gegangen war. Ich jedoch, suchte nicht den Trubel auf den Pfaden oder die soziale Interaktion auf völlig ausgelasteten Hütten. Ich wollte dem Weg, der Landschaft und den damit verbundenen Eindrücken Raum lassen.

Im Rahmen der Recherche stieß ich auf die Seite alpenquerung.info und somit auch auf den L1 von Garmisch-Partenkirchen nach Brescia. Der Verfasser der Webseite verglich die unterschiedlichen erprobten Wegführungen über die Alpen und kam für sich zu dem Schluss, wie dann auch ich, den L1 nach Vorbild von Hans Losse aus dem Jahre 1989 zu beschreiten. Dieser plante damals diese Route, zusammen mit seinem Sohn, weitestgehend abseits der stark überlaufenen Wege, gänzlich ohne Lifts, Straßen und Busse und taufte ihn, in Anlehnung an die Europäischen Fernwanderwege, L1.

Die Wegführung

Die Strecke des L1 führt von Garmisch-Partenkirchen über das Wettersteingebirge und die Mieminger Kette in Richtung Inntal. Verläuft dann weiter über die Stubaier, Ötztaler und Ortler Alpen. Zum Schluss durchläuft man der Länge nach das Adamello-Pressanella Gebirge bis Brescia. Die rund 400 Kilometer verteilen sich auf 27 Etappen, welche im Schnitt die Überwindung von circa 1100 Höhenmeter täglich erfordern. Die Strecke führt über ausgesetzte und teils seilversicherte Abschnitte und quert zwei spaltenfreie Gletscher. Des Weiteren ist sie nicht einheitlich markiert.

Für den zügigen Wanderer besteht die Möglichkeit einzelne Etappen zusammen zu legen. Auch bieten sich immer wieder optionale Umwege oder lohnende Abstecher am Wegesrand.

Weiterführende Recherche

Im Zuge der Vorbereitung musste ich jedoch feststellen, dass es zu dem E5 und Traumpfad zwar von Büchern, Filmen, Blogs bis hin zu geführten Touren mit Gepäcktransport und Busshuttle alles gab, aber zu meinem Vorhaben keinerlei andere Informationsquellen existierten. Dies ist auch der Grund für diese Seite. alpenquerung.info bietet zwar bereits alle Informationen die man zur Planung braucht, ich jedoch möchte meine gesammelte Erfahrung auf der Alpenüberquerung teilen, verstehe meine Seite vielmehr als Reisebericht.

Und los geht’s

Nachdem ich mit Elisabeth jemanden fand, der mich begleiten wollte und wir uns einig waren den Weg im Süden Richtung Gardasee anzupassen, starteten wir Mitte August 2016.

Insgesamt legten wir circa 500 Kilometer und jeweils 30.000 Höhenmeter im Auf- und Abstieg zurück. Wir kamen durch drei Länder, überschritten zwei Gletscher, dutzende Gipfel und unzählige Pässe.

Flipflops, Pyjama und Laptop: Meine Packliste zur Alpenüberquerung auf dem L1 findest du hier!

Direkt zur Etappe 1: Aufstieg zur Knorrhütte von Garmisch-Partenkirchen oder zur Etappenübersicht der Alpenüberquerung

Weitere Informationen zur Alpenüberquerung L1

Ein paar wertvolle Informationen zur Alpenquerung kurz zusammen gefasst. Sollte es noch offene Fragen geben, stellt diese gerne in den Kommentaren.

Was kostet eine Alpenüberquerung auf dem L1?
Übernachtet man unterwegs in den Hütten der Alpenvereine, fallen meist neben der Übernachtungskosten auch solche für die Verköstigung an. Im Schnitt sind hierfür 30 Euro fällig, welche sich zu ungefähr gleichgroßen Teilen auf Schlafplatz, Frühstück und Abendessen verteilen. Abhängig davon, wo genau man sich befindet und was insbesondere man verspeist, variieren diese Kosten stark. Getränke kosten zudem, ebenso wie Duschmünzen, extra. Weiterhin muss man sich tagsüber verpflegen. Kehrt man auf Hütten ein, kommen hier ganz leicht abermals 10-15 Euro zusammen. In der Summe sollte man somit mit rund 50 Euro kalkulieren, wenn man die Alpenüberquerung als Hüttentour plant. Übernachtungen im Tal fallen zumeist teurer aus und können diese Kostenkalkulation schnell hinfällig werden lassen. Nimmt man sich im Tal also auch mal ein Zimmer, geht am Abend in ein Restaurant und trinkt auf der Hütte ein Weißbier plant man in der Luxusvariante besser mit 80 Euro. Wer sich selbst versorgt oder sogar mit dem Zelt unterwegs ist, kann natürlich deutlich günstiger davon kommen: Supermärkte werden immer wieder passiert und sonstige Kosten für Transfer oder Permits werden nicht fällig. Somit lässt sich der L1 auch mit deutlich kleinerem Budget erwandern.
Wo kann ich Proviant entlang der Route kaufen?
Möchte man autark unterwegs sein und sich selbst mit Lebensmitteln versorgen, kann man entlang des L1 immer wieder in den Ortschaften Proviant nachkaufen. Supermärkte gibt es definitiv in folgenden Orten. Achtet auf die Öffnungszeiten! Falls ihr weitere Informationen habt, nur her damit. Deutschland: Garmisch -Partenkirchen Österreich: Obermieming Kühtai (Souvenirladen, teure Snacks, nur im Notfall) Gries (Grieser Ladele – rudimentäres Sortiment) Sölden Italien: Kurzras Schlanders Peio Pe di Legno Bagolino Ponte Caffaro
Wo bekomme ich Ersatz für Ausrüstung?
In einigen Orten entlang des Weges besteht die Möglichkeit Ausrüstung auszutauschen. Wir selbst mussten in Bagolino zum Beispiel neue Schuhe kaufen. In der Nebensaison jedoch, haben die Sportgeschäfte in den Skiorten nur ein stark abgespecktes Sortiment. Deutschland: Garmisch -Partenkirchen Österreich Kühtai (ohne Gewähr, bei uns hatten alle Läden geschlossen) Sölden Italien: Schlanders Ponte di Legno Bagolino (Schuhe, evtl auch mehr)
Benötige ich Steigeisen, Grödel oder eine Klettersteigausrüstung?
Unter normalen Umständen, braucht man weder für die Gletscher, noch für andere Teilstrecken Steigeisen. Auch Grödel hatten wir nicht dabei und haben sie auch nicht vermisst. Wie jeder mit alpiner Erfahrung weiß, kann es jedoch im Gebirge jederzeit zu einem Wetterumschwung oder Schneefällen kommen. Je nach Zeitraum, welchen man anvisiert. quert man desweiteren immer wieder alte oder auch neue Schneefelder und muss jederzeit mit widrigen Bedingungen rechnen. Also unbedingt die aktuelle Wetterlage im Auge behalten. Auf der Strecke begeht man keinen Klettersteig und benötigt somit auch keine entsprechende Ausrüstung!
Ist der Attarkarjöchl und Fürkeleferner begehbar?
Sowohl das Gletscherfeld am Attarkar Joch, als auch die Route an der Zufallspitze sind sehr flach und spaltenfrei. Der Attarkarjöchl wird entlang der rechten Seitenmoräne begangen und kann oberhalb über Eisenstifte gequert werden. Möchte man direkt über das Eis gehen können Grödel oder Steigeisen ratsam sein. Der Fürkeleferner wird anfangs über Geröll und später über das Eis gequert, stellt im Normalfall aber kein Problem dar. Evtl. muss man die kalten Morgenstunden abwarten. Dies sind die Erfahrungen, welche ich gemacht habe. Wie die aktuelle Situation vor Ort bei euch sein sollte, ob man Steigeisen benötigt kann ich nicht absehen. Seid ihr früh im Jahr unterwegs kann noch beträchlich Schnee liegen und die Route durch das Geröll nicht passierbar sein. Haltet in jedem Falle Rücksprache mit den Hüttenwirten und tauscht euch mit anderen Bergsteigern aus. Der Abstieg vom Attarkarjöchl ist steil und brüchig und setzt Schwindelfreiheit voraus.
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