Maximilian Lange // Journal

Fels, Wasser, Erde & Luft

Tag 2: Knorrhütte – Mieminger Kette

Wir stehen früh auf, die Nacht war unruhig. 21 Uhr ist einfach keine Zeit zum Schlafen gehen.  Hastig wird im Flur sortiert, was uns mit auf den Gipfel begleiten darf und was auf der Hütte zurück gelassen wird.

Mit der Verpflegung im Daypack geht es umringt von glühenden Berggipfeln in Richtung Zugspitze. Noch sind nur wenige Frühaufsteher und ein paar Schafe auf den Beinen.

Morgenstimmung an der Zugspitze

Immer parallel zum Jubiläumsgrat durchschreitet man flach ansteigend eine karge Geröllhalde, welche immer wieder von kleineren Schneefeldern durchbrochen wird. Am Fuße des eigentlichen Gipfelaufbaus steht das SonnAlpin, eine Art Restaurant und Seilbahnstation. Gräuslich. Hier gibt es die Möglichkeit die letzten Meter mit der Bahn aufzufahren – wenn man denn möchte. Für alle anderen geht es steil und rutschig durch das Geröll weglos aufwärts. Unserer mangelnden Ortskenntnis zum Dank herrscht hier kurz Irritation bezüglich des Weiterweges. Wir nehmen die Verfolgung auf, als zwei weitere Frühaufsteher fest entschlossen den Aufstieg in Angriff nehmen. Wie sich herausstellt sind die beiden Tags zu vor mit dem Auto von Osnabrück gut 700km angereist und wollten noch am gestrigen Tage zum Gipfel aufsteigen. Ist zeitlich nicht ganz ausgegangen…

Ab dem Schneefernerhaus, einst Hotel nun Umweltforschungsstation, geht es teils seilversichert, meist am oder unterm Grat, sehr viel gefälliger zum Gipfel.

Aufstieg zur Zugspitze

Dort stellt sich in Anbetracht der Touristenscharen (die Bahn war schneller….), der Baustelle und des völlig verbauten Gipfelplateaus relativ schnell Ernüchterung ein. Dennoch erlaubt einem der eigentliche Gipfel der Zugspitze (2962m) einen Hauch von Ruhe und einen traumhaften Blick in die Alpen. In Anbetracht der erschreckend unbedarften Scharen, welche die Leiter zum Kreuz erklimmen und der Tatsache, dass die DAV „Hütte“ noch geschlossen ist, suchen wir bald das Weite.

Gipfel der Zugspitze Gipfelkreuz der Zugspitze

Über das Geröll geht es rasant, mit steigendem Gegenverkehr, bergab. Der Weg zur Knorrhütte gleicht inzwischen einer Ameisenstraße. Das herrliche Wetter sowie das beginnende Wochenende machen sich bemerkbar.

An der Hütte angekommen gibt es Kaffee und Käsekuchen, diesmal verzichte ich auf die Sprühsahne.

Der Weiterweg zum Gatterl, der deutsch-österreichischen Grenze, entwickelt sich zur Autobahn, wir sind wohl genau in die Rush Hour gekommen. Nach dem Grenzübergang pausieren wir am Sattel im Grün, hier teilt sich der Weg und die wenigsten scheinen in unsere Richtung zu wollen. Im sanften Auf und Ab geht es Richtung Steinernes Hüttl. Dies lassen wir jedoch links liegen und steigen am Bach entlang, bald durch den Wald ins breite und ruhige Tal ab.

Blick auf die Mieminger Kette

An der Tillfussalm gibt’s Schnitzel mit Kartoffelsalat und hausgemachte Kaminwurzerl als Proviant für den nächsten Morgen. Mein Wunsch nach 10 Stück wird sowohl von der Wirtin als auch von Elisabeth mit ungläubigen Entsetzen aufgenommen. Wir einigen uns auf 4.

Die Frage nach unserem Vorhaben beantwortet sich die Wirtin schnell selbst. Anscheinend kommen hier viele durch, die nach Brescia wollen. Die Beiden am Nachbartisch zum Beispiel….

In uns ist der Plan gereift, am nächsten Tag zur Hohen Munde aufzusteigen, somit wollen wir nicht hier nächtigen und müssen noch ein Stück aufsteigen. Am Fluss wird Wasser aufgefüllt, aufgrund der vielen Kuhglocken eher mit gemischten Gefühlen. Wir steigen bei bestem Wetter in der Abendsonne den bewaldeten Hang auf und sammeln reichlich Wilderdbeeren vom Wegesrand. Umso höher wir kommen, umso lichter wird es, umso weniger Spuren von Kühen sind zu sehen, aber umso schwieriger wird es einen geeigneten Platz für das Nachtlager zu finden. In der beginnenden Dämmerung entscheiden wir uns schlussendlich für einen Platz gleich neben dem Weg. Steinig und abfallend. Die Aussicht ist fantastisch, die Nacht aber feucht und bitterkalt. Mein Schlafsack ist kompakt und leicht. Für Hüttenübernachtungen gut geeignet, jedoch für cowboy camping im Gebirge schon sehr kühl.

Nachtlager an der Hohen Munde

 

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