Vom Hüttenwirt bekamen wir am Vorabend den Hinweis auf den Sentiero Antonioli. Dieser kreuzt am Rifugio Tita Secci unseren Weg und verläuft dann in vier Etappen direkt nach Limone. Somit verbindet er den Sentiero n. 1 mit dem Gardasee. Im Grunde genommen genau das, was wir suchen. Denn über unseren genauen Wegverlauf nach Verlassen des Adamellogebirges waren wir uns noch nicht im Klaren. Bis dato.

Nach dürftigem Zwiebackfrühstück geht es über Felsen hoch zum Passo Brescia auf 2713m. Die ersten Schritte sind nach dem gestrigen, leicht ausschweifenden, Abend noch ein wenig ungelenk, doch die kühle Luft haucht uns Leben ein.

Aufstieg zum Passo Brescia

Der Passo Brescia in unmittelbarer Nähe des Rifugio

Oben angekommen überrascht uns ein grandioser Blick in das nächste Tal. Weit und flach liegt es vor uns. Unten hört man eine Herde Schafe, erst bei genauerem Hinsehen kann man sie auf dem Talboden erspähen.

Grandioser Ausblick in das Tal

Spektakulärer Ausblick in das Tal

Nach einer ganzen Reihe an Fotos, die geschossen werden, steigen wir über einen steilen Pfad ab. Vor uns, direkt am Ende des Abstiegs, können wir einige Steinböcke ausmachen. Als wir den, teils mit Drahtseilen und Ketten gesicherten, Weg verlassen, stehen sie uns noch bereitwillig für ein paar Fotos zur Verfügung.

Sturer Bock

Sture Böcke

Wir durchschreiten das Tal und steigen über einen Ausläufer in ein weiteres, welches ähnlich weitläufig aber deutlich grüner ist.

Blick zurück in das Tal

Blick zurück in den tiefer liegenden Teil des Tals

Bald erreichen wir auch schon den nächsten Pass, hier kreuzen sich mehrere Wege.  Die Wegweiser sind mit Stacheldraht dekoriert. Bereits beim Abstieg am Passo Brescia konnten wir die Relikte des Krieges am steilen Hang im Gras ausmachen. Viele Jahre haben sie überdauert.

Das Wetter ist uns heute abermals wohlgesonnen. Bei Sonnenschein steigen wir zwischen Geröll, Ruinen und Gipfeln über den Passo Blumone (2633m), um dann auf einem liebevoll angelegten Weg zum Rifugio Tita Secci am Lago della Vacca abzusteigen.

Lago della Vacca. Ende des Sentiero n. 1

Lago della Vacca. Am linken Uferrand liegt das Rifugio Tita Secci

Eigentlich als letztes Etappenziel auf dem Sentiero n. 1 gedacht, verlassen wir es nach Kaffee und Kuchen wieder. Wir müssen noch weiter absteigen und in einem Hotel unterkommen, in welchem Kartenzahlung möglich ist.

Das ist bedauernswert, denn in Tita Secci fühlt man sich sogleich willkommen und wird umsorgt. Die anderen Rifugios im Adamellogebirge waren reine Unterkünfte, boten kaum Bewirtung. Doch so allmählich nähern wir uns jetzt wieder der Zivilisation mit all ihren Vorzügen.

Laut der Bedienung haben wir bis Gaver mit einem Abstieg von zwei Stunden zu rechnen. Von dort wären es nochmal 18 Kilometer Straße bis Bagolino.

Wir kommen in Gaver als einzige Gäste in einem augenscheinlich für den Skitourismus gedachten Hotel unter. Beim Abendessen sitzen nur die Kinder des Hoteliers am Nachbartisch und essen Pommes. Wir bekommen Pizza und Pasta. Die Pizzen kommen mit dreierlei Belag, die Pasta mit reichlich Olivenöl daher.