Aufgrund des Feiertages stehe ich frühzeitig auf und laufe zur Tankstelle im Nachbarort. Leider ist diese, ebenso wie alle Supermärkte, geschlossen. Das späte Frühstück fällt umso reichlicher aus. Wir essen auf Vorrat. Man hört Böllerschüsse durch das Tal hallen. „Maria Himmelfahrt. Die versuchen sie wieder vom Himmel zu holen“. Kuriose Bräuche gibt es in den Alpentälern ja tatsächlich. Mit dem erstaunten „Wirklich!?“ hab ich da aber nicht gerechnet.

Wir verlassen das Plateau auf dem Mieming liegt. Eine Geländestufe trennt das Tal in zwei Welten, unten erwarten uns der Inn und die Autobahn. Den Fluss überqueren wir über eine Hängebrücke und durchschreiten dann Stams mit seinem Kloster und der Skischule.

Stams Hängebrücke über den Inn

Auf einer breiten Forststraße geht es nun bergauf. Unsere Karte ist leider sehr ungenau, es sind nicht alle Wege eingezeichnet. Und so folgen wir eine ganze Weile der falschen Abzweigung. In unserem Rücken, über dem Tal, bauen sich Gewitterwolken auf. Als der Weg vor einem Bach endet, werden wir uns unseres Fehlers bewusst. Aber was macht schon ein kleiner Umweg, wenn man die ganzen Alpen überqueren möchte?

Die Abkürzung, auf welcher man die Serpentinen des Ziehweges abschneiden kann, ist ein besserer Wildwechsel und verliert sich schnell im hohen Gras. Wir steigen weiter über den breiten Weg auf. Der heutige Tag verläuft von Stams bis zur Alm auf Forstwegen. Wenige Tage später werden wir auf zwei Wanderer treffen, die diesen Part kurzerhand mit einem Taxi zurückgelegt haben.

Forstweg zur Stamser Alm

Auf der Alm sitzt an einem Tisch bereits das Pärchen, welches wir zwei Tage zuvor an der Tillfuss Alm angetroffen haben. Ebenso wie wir gehen sie den L1, es ist ihnen aber wichtig zu betonen, dass sie sich nicht in ihrer Tourenplanung auf Ihn berufen. Die peniblen Unterlagen die auf dem Tisch liegen, sowie ihr bisheriger Streckenverlauf belehren uns eines Besseren.

Die Stamser Alm wird von der Wirtin und ihrer Familie 3 Monate im Jahr bewirtschaftet. Unter dem Dach haben sie ein gutes Dutzend Schlafmöglichkeiten geschaffen, wenn gemolken wird gibt es Strom vom Generator. Auf der Speisekarte steht heute Zwiebelröstbraten mit Nudeln.

Nach dem Abendessen machen wir einen kurzen Spaziergang durch das liebliche Tal. Wir wechseln ein paar Worte mit dem Hirten. Freier Oberkörper, braun geröstet und ausgezehrt. Dazu blau lackierte Fingernägel. Bei Nebel so sagt er, sollten wir andersrum gehen und uns den Überstieg des Pirchkogel sparen. Eilig verschwindet er in der Ferne.

Die beiden anderen Alpenüberquerer liegen schon im Bett. Sie haben sich etwas einpacken lassen und werden  früh aufbrechen.