Unsere Artgenossen sind schon aufgebrochen. Ein Blick aus der Tür lässt erkennen, dass die Wolken des Vortages sich verzogen haben. Um halb sieben gibt es Frühstück. Reichlich Brot mit Aufschnitt und Marmelade. Zur frischen Kuhmilch gibt es jedoch nur Instantkaffee. Wir lassen uns noch Nachschlag geben und packen uns eine Brotzeit ein. Kurz nach sieben brechen wir von der Stamser Alm auf, schnell ging’s heute.

Über das Bärenlehnkreuz geht es zum Pirchkogel (2828m).

Bärenlehnkreuz Aufstieg auf den Pirchkogel

Anfangs grün und hügelig wird der Weg zunehmend zum Trümmerfeld. Zweites Frühstück am Gipfelkreuz. Mit Eintreffen weiterer Wanderer aus der Gegenrichtung machen wir uns auf den Weiterweg vom Kreuz weg über den eigentlichen Gipfel durch Geröll bergab.

Gipfel Pirchkogel

Nach einer drei viertel Stunde erreicht man Almwiesen durchzogen mit Liften, gespickt mit Seen. Das Glockengeläut der Schafe vermischt sich mit dem Lärm von Baggern. Als hätte der Mensch nicht genügend Spuren in dem Tal hinterlassen wird ein weiterer Speichersee gebaut.

Zwischen Schafen und Pferden geht es über die weiten Wiesen in Richtung Kühtai.

Kühtaital

Die Aussicht auf die gegenüberliegende Talseite mit Hotels, Staumauer, Sportplatz und Stausee trübt die Stimmung. Neben einem historischen Jagdschloss bietet Kühtai nur unzählige Hotels und Sportgeschäfte. Vieles ist aufgrund der Jahreszeit geschlossen.

An dieser Stelle würde ich gerne ein Foto zeigen. Leider ist es mir nicht gelungen diese absurde Touristenhochburg in ein Bild zu bannen. Aber ich denke, jeder hat schon mal einen Skisportort im Sommer betrachten müssen und hat eine ungefähre Vorstellung.

Direkt in Kühtai liegt die Dortmunder Hütte. Bei Schnitzel mit Pommes fällen wir die Entscheidung durch das Längental weiter zu gehen. Der kurze Umweg verspricht ein wild romantisches sowie unverbautes Tal und ein wenig Kletterei am Ende. Die Staumauer schreckt vor der originalen Route zu sehr ab – auf der Dortmunder zu verweilen ist keine Option.

Die Bedienung erwähnt einen Supermarkt am Ende des Dorfes, ferner warnt sie uns vor dem aufkommenden Gewitter und des doch sehr ausgesetzten Weges. Wir entscheiden uns den Supermarkt anzulaufen, jedoch entpuppt sich dieser als Souvenirshop. Mit einer Handvoll Snickers brechen wir auf. Nun ist es bereits früher Nachmittag.

Längental

Das Längental hält was uns versprochen wurde. Auf schmalen Pfad wandert man entlang des Baches immer tiefer hinein. Später folgen wir den Steinmandl quer durch das Geröll. Aufgrund der Uhrzeit sind wir inzwischen die einzigen Menschen weit und breit.

Wollgras Längental

Dennoch treffen wir am Ende des Kessels auf einen einsamen Wanderer, welcher sein Zelt im Kiesbett neben dem Gebirgsbach aufgestellt hat. Er bestätigt uns, dass wir durch weiteres Aufsteigen wieder auf den markierten Weg gelangen werden. Dieser Pfad arbeitet sich dann steil am Fels empor und führt uns durch grobes Geröll zum Sattel. Hier legen wir die Stöcke beiseite und es beginnt eine leichte gut versicherte Kletterei um den Hochreichkopf (3010m).

Aufstieg auf den Hochreichkopf Am Hochreichkopf

Aufgrund der späten Stunde und den sichtlich blankliegenden Nerven, verzichten wir auf die letzten Höhenmeter von der Hochreichscharte (2912m) zum Gipfel und steigen steil zu den Überresten eines Gletschers ab. Nun geht es mit zunehmender Dunkelheit stetig bergab. Erst durch Geröll, später durch grüne Vegetation bis endlich die Lichter der Schweinfurter Hütte in der Ferne erscheinen. Die Wirtin bietet uns sichtlich überrascht aber sehr freundlich etwas zum Essen und Trinken an.

Im Dunkeln stolpern wir in das Matratzenlager und suchen uns zwischen den zumeist schon Schlafenden freie Plätze.