Nach dem Frühstück geht es um kurz nach acht vom Ramolhaus los. Der Regen hat aufgehört, jedoch ist es sehr neblig. Gleich hinter dem Haus beginnt der Weg Richtung Ramolferner. Dort entblößen die Wolken kurz den Blick auf die hinter uns liegenden Gipfel.
Vor dem Gletscher geht es links eine Felswand hinauf. Der Aufstieg zum Ramoljoch ist großzügig mit Tritten und Seilen gesichert. Mir ist bereits jetzt, trotz der Höhe und dem Wetter, zu warm und ich muss mich umkleiden. Ein Prozedere, dass in diesem Ablauf fast täglich von statten geht.
Am Joch (3189m) angekommen, liegt zu unseren Füßen im Tal der Spiegelferner. Ansonsten ist alles grau. Wir warten eine Weile ab, ob die Wolken einen kurzen Blick in die umliegenden Berge erhaschen lassen, dann gehe ich schon mal vor. Elisabeth bleibt einen Moment stur stehen und folgt mir dann.
Der Weg führt uns durch Geröll und Nebel abwärts. Ab dem Abzweig nach Vent, den wir rechts liegen lassen, geht es bei immer dichter werdenden Nebelschwaden durch feuchte Wiesen weiter. Obwohl kein Tropfen Regen fällt, ist heute der erste Tag an dem ich meine Regenjacke wirklich brauche. Die Imprägnierung der Schuhe kapituliert angesichts des nassen Grases auch zügig.
Lange verliert der Weg nicht an Höhe, quert einige Bachläufe, um dann steil ins Niedertal abzufallen. Dieses steigt man nun, auf einem Fahrweg, gemütlich mit mäßiger Steigung wieder hinauf, bis man die Martin-Busch Hütte erreicht. Wenige hundert Meter vor dieser erklärt ein Hinweisschild, dass ab dem Punkt kein Mobilfunkempfang mehr vorhanden ist. Vor dem Schild streckt ein Mann hilflos sein Handy in die Luft.
Auf der Hütte gibt es Mittagessen, die Kleidung kommt in den Trockenraum und wir beziehen das 30 Mann Großraumlager unter dem Dach. Im Laufe des Tages wird es immer voller. Die Hütte nutzen auch viele Gruppen als Stützpunkt, ist doch der Similaun in der Nähe.
Ich entschließe, die Zeit zu nutzen, duschen zu gehen und erwerbe eine Duschmarke. Wie ich feststellen musste, hatten andere auch diese Idee und so verschieb ich den Plan auf unbestimmte Zeit.
Später kommen relativ erschöpft auch die beiden Münchner an. Wir sichern ihnen zwei Plätze am Tisch und verbringen wieder das Abendessen zusammen. Nach der Halbpension von gestern möchten wir heute lieber etwas von der Karte wählen. Als Bergsteigeressen gibt es Nudeln. Was sonst. Ich bin experimentierfreudig und probiere das Omelett mit Marmelade. Blöde Idee. Es ist nichts anderes als ein Kaiserschmarrn, bereits der Zweite heute. Plus Kuchen am Nachmittag.
Die anderen Beiden wollen am morgigen Tag pausieren – eventuell auf die Kreuzspitze (3455m) aufsteigen. Die habe auch ich auf der Karte bereits erspäht, laut der Bedienung unschwierig und in gerade einmal fünf Stunden machbar.