Fels, Wasser, Erde & Luft

Vorbereitungen für den Pacific Crest Trail (PCT)

Reiseführer gelesen und Flug gebucht. Fertig. So könnte ich es herunterbrechen, wenn ich meine letzten Urlaube betrachte.  Schlimmstenfalls waren dann ein paar Pflanzen auf der Fensterbank vertrocknet.

Verlässt man Deutschland hingegen für einige Monate statt Wochen, gilt es ein paar Dinge zu erledigen und zu berücksichtigen. Im kommenden Jahr möchte ich auf dem Pacific Crest Trail 4226 Kilometer von Mexiko nach Kanada wandern. Hierfür habe ich bereits eine Long-distance Permit erhalten, mich von der Arbeit freistellen lassen und auch mein Visum für die USA beantragt. Doch damit ist es längst noch nicht getan.

Nur noch wenige Monate sind es jetzt, bis ich am 07. Mai 2019 in Campo an der mexikanischen Grenze stehen werde. Hier also meine Todo Liste für die nächsten Wochen. Bist auch du auf die Idee gekommen, freiwillig zweitausendsechshundert Meilen durch die USA zu wandern und konnte dich niemand wieder zur Vernunft bringen? Dann kann diese Aufstellung sich auch für dich als hilfreich erweisen:

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Den richtigen Zeitpunkt für den Thruhike (komplette Durchwanderung eines Weitwanderweges am Stück) des PCT ist sehr individuell. Eventuell bietet sich dir die Gelegenheit nach dem Abschluss der Schule, während des Studiums oder bei einer beruflichen Veränderung. Die meisten von uns werden sich jedoch dieses Zeitfenster im Alltag freischaufeln müssen, um die Trailrunner für solch eine lange Wanderung zu schnüren. So auch ich.

Bei mir viel die Entscheidung, den PCT 2019 in Angriff zu nehmen, relativ spontan aus einem Bauchgefühl heraus aus. Schon länger hegte ich diesen Gedanken, meine berufliche Situation würde sich zukünftig nicht wesentlich ändern und wenn nicht jetzt, wann denn dann – so war mein Gedanke.

Im Durchschnitt braucht ein PCT Hiker rund 5 Monate um die 4200 Kilometer von Mexiko nach Kanada zu wandern. Sollte man bereits im Berufsleben stehen, muss dies rechtzeitig geregelt werden. Ein Sabbatjahr, sprich eine Auszeit von der Arbeit, kann mithilfe von speziellen Arbeitsverträgen über Lohnverzicht oder Aufbau von Überstunden geregelt werden. Alternativ kannst du natürlich alle beruflichen Verbindungen kappen, dich selbst versichern und ins Abenteuer starten.

Steht auch für dich fest, dass du dieses Wagnis eingehen möchtest, stellt sich noch die Frage zur Richtung. Der größte Teil der PCT Hiker startet an der mexikanischen Grenze und läuft NOBO (also Northbound) Richtung Kanada. Deutlich weniger sind in entgegen gesetzter Richtung SOBO (sprich Southbound) unterwegs. Diese Entscheidung beeinflusst also auf ganz wesentliche Weise die Erfahrungen und Eindrücke, welche du auf deiner Wanderung sammeln wirst. Möchtest du lieber mit einer Vielzahl an Gleichgesinnten unterwegs sein oder bist gar wenig erfahren, liegt es nahe mit der Traube gen Norden unterwegs zu sein. Falls nicht, solltest du zumindest einmal in Betracht ziehen entgegen dem Strom zu schwimmen.

Von der Richtung, welche du auf dem PCT einschlägst hängt wiederum der Zeitraum ab, in welchem du optimalerweise startest. Dies hängt in erste Linie von der Schneeschmelze im Frühjahr und dem beginnenden Schneefällen im Herbst ab. Laut der jährlichen Umfrage auf halfwayanywhere.com startet man NOBO am besten Mitte April und in umgekehrter Richtung erst Anfang Juli.

PCT Long-distance Permit beantragen

Möchtest du tatsächlich den PCT in Angriff nehmen, dann brauchst du eine PCT Long-distance Permit. Diese wird fällig, sobald du 500 Meilen oder mehr am Stück erwandern möchtest und wird von der Pacific Crest Trail Association vergeben. Die Permit ist auf 50 Personen pro Tag limitiert um der steigenden Zahl an Thruhike-Aspiranten entgegen zu wirken und diese gleichmäßig über das Zeitfenster zu verteilen.

Vergeben wurden für 2019 die ersten 35 am 14. November 2018 und weitere 15 Stück am 15. Januar. Die Chancen als NOBO eine Permit für das beliebteste Zeitfenster Mitte bis Ende April zu bekommen fällt – in Abhängigkeit von dem Wartelistenplatz, welchen man zugeteilt bekommt – somit relativ gering aus. Ich war als 3425er an der Reihe und konnte als frühstmöglichen Termin den 7. Mai wählen.

Den genauen Ablauf kannst du pcta.org entnehmen.

Gegebensfalls werden auch andere Permits benötigt:

California Fire Permit

Um auf einem Großteil des PCT in Kalifornien einen Campingkocher zu nutzen wird die Fire Permit benötigt. Diese berechtigt jedoch nicht automatisch zum Entfachen eines offenen Feuers! Dies unterliegt einer weiteren Vielzahl an Regelungen und Verboten. Praktischerweise kann man diese Genehmigung selbst ausdrucken nachdem man ein kurzes Quiz absolviert hat. Achtung: Die Permit gilt pro Kalenderjahr, sollte also nicht zu früh beantragt werden.http://permit.preventwildfiresca.org/

Canada PCT Entry Permit

Möchtest du nach Erreichen des nördlichen Terminus des PCT nach Kanada einreisen, benötigst du im Vorab eine Erlaubnis hierfür. Hierfür musst du ein Formular ausfüllen, es einscannen und zusammen mit Scans deiner Dokumente per Email einschicken: https://www.pcta.org/discover-the-trail/permits/canada-pct-entry-permit/

Übrigens: Weder bei Social Security Card Number noch bei der Driver License muss etwas angegeben werden. Als Europäer reicht die Nummer des Passes.

Bei Appearance mögen Antworten wie „handsome“ oder „amazing“ möglicherweise zutreffen, gefragt wird aber nach der ethnischen Zugehörigkeit. In den USA wird der Begriff „caucasian“ bis heute für weiße europäischstämmige Menschen verwendet. Die bearbeitende Behörde ist mit einer Vielzahl an kreativer Antworten vertraut.

Gültigkeit des Reisepasses

Für die Beantragung eines Visums und nicht zuletzt für die Einreise brauchst du einen Reisepass. Checke ob dieser zumindest noch bis zum Ablauf deines zu beantragenden sechsmonatigen Visums gültig ist.

USA Visum für bis zu 180 Tage beantragen

Für einen Aufenthalt in den USA für länger als 90 Tage benötigt man ein B-2 Visum, dass einem die Einreise zu privaten Zwecken für die Dauer von 180 Tagen berechtigt.

Hierfür musst du das Antragsformular DS-160 online ausfüllen und samt Passbild einsenden. Anschließend hast du noch einen Visainterviewtermin zu beantragen und musst dann in Berlin, Frankfurt oder München zu eben diesem erscheinen. Hier wird dann über deinen Antrag entschieden.

Alles zum Antragsverfahren ist auf der Seite der US-Botschaften und Konsulate in Deutschland zu finden.

Bei mir lief dies total unkompliziert ab. Der Beamte wusste bestens über den PCT Bescheid. Wenn man nachweisen kann, dass man finanziell versorgt ist und optimalerweise beruflich an Deutschland gebunden ist, dann sollte es keine Probleme mit der Genehmigung des Visa geben.

Auslandskrankenversicherung wählen

Meine normale Auslandskrankenversicherung deckt nur die ersten 8 Wochen einer Reise ab. Somit ist es nötig eine Neue abzuschließen, welche eine Reise in die USA über 8 Wochen versichert. Manche Versicherungen verlangen für diesen Zeitraum auch eine gesetzliche Krankenversicherung  in Deutschland. Wolltest du dich von dieser für diesen Zeitraum befreien lassen, solltest du darauf achten.

Anreise zum Trailhead planen

Hast du deinen PCT Permit für ein bestimmtes Datum und wurde dein Visum durchgewunken wird es Zeit sich um den Flug in die Vereinigte Staaten zu kümmern. Viele PCT Wanderer, welche von Nord nach Süd wandern möchten, fliegen zum Los Angeles International Airport und verbleiben zwei bis drei Nächte in San Diego bei Frodo und Scout. Die Beiden Trail Angel (und auch andere) bieten Hikern ein Dach über den Kopf, bringen sie an ihrem Starttag zum Trailhead und vieles mehr. Hier kannst du auch letzte Erledigungen tätigen, Pakete voraus schicken oder es dir nochmals anders überlegen.

Hin- und Rückflug in die USA emittieren übrigens rund sechs Tonnen(!) CO2. Dies entspricht rund dem dreifachen an Emissionen, welche pro Jahr als klimaverträglich angesehen werden. Ob man für ein verlängertes Wochenende in Las Vegas ist oder knapp ein halbes Jahr auf dem PCT wandert, ist dem Klima dabei völlig schnuppe. Fliegen vermeiden ist besser als CO2 Emissionen zu kompensieren. Doch fliegt man, sollte man auch die rund 130€ für die Kompensation aufwenden, z. B. über atmosfair.de

Die eigene Wohnung kündigen oder untervermieten

Ein großer Teil des Nettoeinkommens gibt der Deutsche für seine Miete aus. Grund genug bei einer fünf-monatigen Abwesenheit seine Wohnung zu kündigen oder untervermieten. Das gilt natürlich auch für alle anhängenden Verträge wie beispielsweise Telefon, Internet, Hausratversicherung und Strom.

Unnötige Verträge während der Abwesenheit kündigen

Zeitschriften, Fitnessstudio, Kaninchenzuchtverein und Netflix. All dies wirst du für die Dauer deiner Abwesenheit nicht benötigen.

Weniger Post: Der Werbewiderspruch

Regelmäßig trudeln sie ein und verschwinden alsbald im Altpapier: Werbebriefe von Banken, Versicherungen und Onlineshops. Zeit, dass du diese endlich loswirst. Schließlich muss irgendjemand deine Post empfangen, vorsortieren und gegeben falls öffnen während du unterwegs bist. Und wenn dir das egal sein sollte, dann mach es für die Umwelt.

Am besten sofort damit anfangen und alles kündigen was bis zu deiner Abreise in den Briefkasten flattert.

Zumeist wird in den Werbebriefen eine Emailadresse genannt, an welche ich einen Einzeiler schicke.

Hiermit widerspreche ich, (Name, Adresse, Kundennummer), der Nutzung meiner personenbezogenen Daten für Werbe- und Marktforschungszwecke.

Nachsendeauftrag für die Briefpost

Hast du Allem gekündigt was du nicht benötigst, sind deine Kartons bei deinen Eltern im Keller und bist du tatsächlich aus deiner Wohnung raus, dann muss deine Post noch zur neuen Meldeadresse umgeleitet werden. Am besten richtest du  einen Nachsendeauftrag bei der Deutschen Post ein.

Ausrüstung für den Thruhike besorgen

Eigentlich hab ich alles was ich benötige, doch das wird mich nicht dran hindern bestimmt jedes zweite Teil meiner Ausrüstung nochmals auszutauschen. Den meisten wird es da ähnlich gehen. Im Internet gibt es unzählige Berichte und Videos über PCT Gear Lists die dir einen Eindruck verleihen, was andere meinen was du brauchen wirst.

Eisaxt und Microspikes für die Sierra Nevada werde ich mir, wenn tatsächlich nötig, erst vor Ort in den USA besorgen.

Für die Bear Can gibt es übrigens auch ein Leihprogramm, somit musst du sie nicht zwingend selbst anschaffen: http://www.grumpybearsretreat.com/pct-bear-banister-loan-program/

Ernährung auf dem Trail

Viele Amerikaner lassen sich an unterschiedliche Orte Pakete mit Essenrationen und gegeben falls Ausrüstung schicken. Von Deutschland aus lohnt sich dies wohl kaum, auch habe ich mit dem Thema Resupply Boxes in Skandinavien eher durchwachsende Erfahrungen gemacht (sprich sie nicht erhalten). Über dieses Thema werde ich mir also nicht all zu viel Gedanken machen, vor Ort einkaufen und nur vereinzelt direkt aus den USA Pakete auf dem Trail voraus schicken.

Wo man am besten etwas hinschickt, kann man auch der jährlichen Umfrage auf halfwayanywhere.com entnehmen. Kurz zusammengefasst: Fast ausschließlich nach Oregon und Washington.

Fitness und Willen: Die körperliche und mentale Vorbereitung

Bei meinen bisherigen Wanderungen war dies immer eine Mischung aus guten Vorsätzen, YouTube Videos und der Tatsache, dass ich bis zum Starttag meist nicht viel drüber nachgedacht habe. Ähnlich werde ich es auch auf dem PCT angehen. Natürlich sind einige bürokratische Dinge zu erledigen, trotz allem werde ich mich auf einem der beliebtesten Trails der USA bewegen, auf dem rund 70% der Wanderer laut eigener Aussage völlig unbedarft und gänzlich ohne Weitwander Erfahrung starten. Und oft auch ankommen.

Bei meinen bisherigen Wanderungen war dies immer eine Mischung aus guten Vorsätzen, YouTube Videos und der Tatsache, dass ich bis zum Starttag meist nicht viel drüber nachgedacht habe. Ähnlich werde ich es auch auf dem PCT angehen. Natürlich sind einige bürokratische Dinge zu erledigen, trotz allem werde ich mich auf einem der beliebtesten Trails der USA bewegen, auf dem rund 70% der Wanderer laut eigener Aussage völlig unbedarft und gänzlich ohne Weitwander Erfahrung starten. Und oft auch ankommen.

Nützliche Ressourcen im Netz

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