Der lange Marsch am Vortag hat sich rentiert. Mein Schlaf war tief, es ist bereits hell als ich aufstehe und meine Sachen packe.
Während der Schlafsack auf einer Mauer in der Morgensonne auslüftet gehe ich zu dem unmittelbar in der Nähe liegenden Picknickplatz. Schöner hätte ich hier auch nicht genächtigt. Die Quelle, um welche sich Tische und Bänke gruppieren, bietet mir aber die Möglichkeit zur Körperpflege.
Auch dem in der Nähe liegenden Cuber Stausee statte ich noch einen kurzen Besuch ab, war es doch schon dunkel als ich ihn am gestrigen Abend passierte. Unmittelbar an diesem spaltet sich der GR 221 in zwei Varianten auf. Anstatt die Normalroute entlang des Wasserkanals zu nehmen habe ich mich für den Weg über den Pas Llis entschieden, welcher Berichten zufolge deutlich schöner sein soll. Enttäuscht werde ich nicht. Nachdem ich von meinem Lagerplatz zum Sattel Coll de Sa Coma des Ases aufgestiegen, bin bietet sich mir der erste Ausblick auf das vor mir liegende Tal.
In meinem Rücken liegt der Puig Major mit dem weiter östlich gelegenen Gorg Blau Stausee.
Der Weg durch das Tal führt mich an einem Flugzeugwrack vorbei. Die Trümmer der Cessna liegen weit verteilt im Tal. Angeblich soll der Pilot den Absturz überlebt haben.
Der Pas Llis, eine kurze ausgesetzte Stelle die mit einer Kette entschärft wurde, führt mich aus dem Tal heraus.
Südlich des Tossals-Verds-Massivs schreite ich durch einen Taleinschnitt, in welchem bereits die Olivenbaumhaine des Refugi Tossals Verds liegen.
Bereits bei meiner Ankunft in Palma wurde mir die Unterkunft, aufgrund ihrer Lage inmitten der Berge, ans Herz gelegt. Mir passt sie nun aber absolut nicht in den Zeitplan. Eine Brotzeit sowie ein Kaffee müssen für mich reichen.
Anschließend geht es direkt hinter dem Haus weiter um das Bergmassiv herum. Durch lichten Baumbewuchs führt der Weg zu einem kleinen Bach. Die Sonne scheint und die letzten Tage sind nicht spurlos an mir vorüber gegangen. So entscheide ich mich spontan, nach der Katzenwäsche, ein richtiges Bad zu nehmen. Immerhin ist es so warm, dass ich anschließend die frisch gewaschenen Kleidungsstücke wieder anziehen und am Körper trocknen lassen kann.
Laut meiner Karte verläuft über das Aquädukt am gegenüberliegenden Hang ein weiterer Wanderweg. Leider führt dieser aber nicht in meine Richtung. Ich möchte am heutigen Tage den Puig Massanella besteigen. Immerhin der höchste Berg der Insel, welcher kein militärisches Sperrgebiet ist.
Wenig später, am Font de Prat, vereinen sich die beiden Varianten des GR 221 wieder. Von hier führt die Route durch ein langgestrecktes Tal zum Sattel Coll des Prat. Zuerst durch dichte Steineichenwälder, später baumlos führt einen der Weg zum Fuße des Gipfels.
Unmittelbar auf dem Sattel verläuft eine Mauer, an welcher ich meinen Rucksack deponiere. Der Mauer folgend geht es weglos auf die Steilwand des Gipfels zu. Hier muss ein wenig geklettert (II+/III) werden. Schwierigkeiten bereitet mir aber vielmehr die Wegfindung. Die Route ist im Fels nicht markiert.
Oben am Gipfel des Puig Massanella (1364m) bin ich nun nichtmehr allein. Es führen noch weitere Wege hinauf auf den Berg und alsbald entferne ich mich auch wieder von den lebhaft plaudernden Gipfelstürmern. Der Abstieg erfolgt über die leichtere Südseite und von dort geht es abermals durch das mir bereits bekannte Tal auf den Coll des Prat.
Das Tagesziel ist geschafft, nun muss ich noch ein paar Kilometer hinter mich bringen. Zuerst quere ich ein Tal, steige dann über einen Bergrücken und von dort dann auf restaurierten Saumpfaden bergab in den Wald.
Der Wald spuckt mich unmittelbar am Großparkplatz des Santuari de Lluc aus. Das Klostergelände ist bereits am späten Nachmittag fast menschenleer. Die Restaurants in der Umgebung haben bereits geschlossen. Nach einigem Suchen kann ich noch ein Sandwich und ein paar Snickers ergattern. Insgesamt hinterlässt das Kloster Lluc, der wichtigste Wallfahrtsort Mallorcas, keinen guten Eindruck.
Genervt entschließe ich mich heute eine Nacht im Refugio Son Amer zu verbringen. Gesellschaft und etwas Warmes zu essen erscheinen mir erstrebenswert. Ohne Problem kann ich auf der, sonst schon Monate im Voraus ausgebuchten, Unterkunft ein Schlafplatz ergattern. Das Zimmer teile ich mir mit einem Tschechen und einem Franzosen. Der Tscheche ist ebenfalls mit Zelt unterwegs wird am morgigen Tag aufgrund von Problemen mit seinem Fuß abbrechen. Außerdem ist eine mallorquinische Familie anwesend. Der Mann spricht fließend russisch, der Tscheche bestens englisch und der Franzose perfektes spanisch. Abermals nehme ich mir vor meine Fremdsprachenkenntnisse aufzubessern. Zu Essen gibt es Hühnchen, zum Essen Rotwein.