Zu schwer, zu unpraktisch und von allem zu viel. So sah meine Ausrüstung aus auf der rund 500 Kilometer langen Alpenüberquerung von Garmisch-Partenkirchen zum Gardasee. Obwohl ich mich im Vorfeld intensiv mit der Ausrüstung auseinander setzte, landete doch vieles im Rucksack, welches seinen Zweck nur mäßig erfüllte oder gar überflüssig war. So schulterte ich rund 7 Kilogramm zuzüglich Essen und Trinken auf meinem Weg über die Berge.

Lange hielt ich diese Packliste also unter Verschluss, sah sie als wenig hilfreich an und schämte mich auch ein wenig dafür. Doch inzwischen erreichen mich zunehmend spezifische Ausrüstungsfragen zur Alpenüberquerung, deswegen möchte ich zumindest teilen was ich daraus lernte. Doch auch wenn du nicht den L1 nach Italien wandern möchtest, ist diese Liste anwendbar auf vergleichbare mehrtägige Hüttentouren in den Alpen.

Gegenstände, welche sich für mich nicht bewährt haben werde ich nicht weiter erwähnen, sondern lieber Alternativen benennen. Doch es war nicht alles Mist was ich dabei hatte: Das ein oder andere Ausrüstungsteil nenne ich noch heute mein Eigen und werde ich dir gerne empfehlen.

Für alle Wetter gerüstet: Kleidung für’s Gebirge

Wieviel man wovon mitnimmt ist sehr individuell. Ich persönlich bin inzwischen zu dem Entschluss gekommen, dass eine kurze Laufhose reicht und man nicht je nach Sonnenstand zwischen kurzer, dreiviertel, siebenachtel oder langer Hose wechseln muss. Die Hose sollte aus schnell trocknendem dünnen Synthetikstoff sein. Das Mischgewebe meiner damaligen Hose wurde nach dem Waschen/Regen einfach nicht schnell genug trocken, so dass ich sie schon bald gegen eine Andere austauschen musste. Für kühle Tage oder Abende auf der Hütte empfiehlt es sich gegeben falls noch eine Leggins einzupacken.

Bei Shirt, Socken und Unterwäsche setzte ich auf Merinowolle, um den fiesen Schweißgeruch zu vermeiden, welchen synthetische Funktionswäsche innerhalb von Minuten entwickelt. Hier darf gerne Wechselwäsche dabei sein – aber nicht für jeden Tag ein Satz. Merinowolle unterdrückt den Geruch sehr gut und wer stetig wäscht und wechselt kommt so mit zwei – maximal drei Exemplaren gut aus. Einen sauberen Satz sollte man sich für die Hüttenabende vorbehalten. Dort stehen im Regelfall auch Schlappen oder Crocs für dich bereit, deshalb ist es nicht notwenig Hüttenschuhe mitzunehmen.

Bei deiner Alpenüberquerung musst du mit hochsommerlicher Hitze, tagelangen Regengüssen und Schneetreiben rechnen. Demzufolge brauchst du also:

Sonnenschutz

Neben einer Kopfbedeckung gegen die Sonne darf weder Sonnenbrille noch Sonnencreme im Gepäck fehlen. Denke außerdem daran ausreichend Flüssigkeit mit dir zu führen. Deine Flaschen sollten in Abhängigkeit von Distanz, Wetter und Versorgungslage mind. 3 Liter fassen. Natürliche Ressourcen abseits von Zivilisation und Landwirtschaft sind rar, deshalb habe ich auf Filter- und Desinfektionsmittel verzichtet.

Regenschutz

Statt teurer und schwerer 3-Lagen Outdoor Jacken setze ich auf einfacherer Modelle, welche den Regen ebenso adäquat abhalten. Diese habe ich jedoch zu 99% im Rucksack getragen und für den zugegebenermaßen seltenen Regen auf einen Regenschirm gesetzt. Gibt es auch in anständiger Qualität zu erwerben!.

Ich bin kein Freund von Regenhosen, diese trug ich nicht einmal.

Kälteschutz

Etwas Warmes für die Ohren darf nicht fehlen: Die Icebreaker Mütze ist mein stetiger Begleiter auf jeglichen Wandertouren.

Ob du für den Oberkörper einen einfachen Vliespullover ohne viel Klimblim oder eine Isojacke aus Kunstfaser oder Daune wählst, hängt einzigst allein von deinen Vorlieben ab. Bedenke, dass über diese isolierende Schicht gegeben falls noch die Regenjacke passen muss.

Optimalerweise ist eines deiner Shirts langärmlig und du hast für die Beine eine Leggins dabei.

Um während des Laufens nicht vom Wind ausgekühlt zu werden, ist eine atmungsaktive Windjacke ratsam. Diese muss keinen großen Namen tragen sondern nur leicht sein und passen. Wähle auch diese nicht zu eng.

Zwiebellook: Wenn alles herhalten muss, was man an Kleidung dabei hat.

Essenzielles – Perfekt ausgerüstet für deine Alpenüberquerung
Rucksack

Maximal 35 Liter Volumen im Hauptfach lege ich dir nahe. Wer nur wenig mitnimmt kann auch mit deutlich kleinerem Rucksack auskommen. Auf einen Großteil meiner kürzeren Ausflüge habe ich mittlerweile lediglich einen 20 Liter Rucksack dabei. Am besten legst du dir zuerst alles zurecht, was tatsächlich mitkommt und schaust dann, wieviel Platz du wirklich benötigst.

Passen muss er natürlich, doch lass dich nicht von den vielfältigen Tragesystem blenden die der Markt bietet. Ein fester, körpernaher Sitz ist mir persönlicher wichtiger als eine ausgeklügelte Hinterlüftung.

Trekkingstöcke

Mit Stöcken zu wandern ist nicht Jedermans Sache. Doch bei der wochenlangen ungewohnten Belastung einer Alpenüberquerung werden es dir deine Knie danken. Hatte ich auf dem Weg zum Gardasee noch teure, zusammenklappbare und schwer verstaubare Stöcke dabei setzte ich bei den letzten Touren auf die leichten und handlichen Fizan Compact.

Schuhe

Ob du die Alpen in leichten Trailrunnern oder in Bergstiefeln überquerst kannst du nur für dich selbst entscheiden. Trage was du auch bei Tagestouren an den Füßen hast. Für Experimente ist ein wochenlanger Marsch auf dem L1 vielleicht der falsche Zeitpunkt. Nur von den Extremen möchte ich dir abraten, steife Expeditionsstiefel oder Sneaker sind meiner Meinung nach nicht die passende Wahl.

DAV Ausweis

Solltest du noch kein Mitglied beim Deutschen Alpenverein sein: Ändere dies! Du unterstützt damit die Hütten die dein Dach über dem Kopf sein werden. Auch die Ersparnis bei den Hüttenübernachtungen rechnet sich für dich. Hinzu gibt es noch vergünstigte Mahlzeiten für Mitglieder.

Taschenlampe

Wenn du nicht planst Nachtwanderungen im Gebirge zu unternehmen, lass die Stirnlampe zuhause! Eine kleine, sparsame und leichte Taschenlampe reicht völlig aus für nächtliche Toilettengänge.

Bargeld und EC Karte

Nicht überall ist es möglich mit Karte zu zahlen also halte stets genügend Bargeld für die nächsten Tage bereit.

Erste Hilfe Set

Ist unabdingbar und solltest du um Blasenpflaster, Ohropax und Zeckenhaken ergänzen.

Kulturbeutel

Nebst Zahnbürste, Denttabs, Lippenpflegestift und Seife sollte dieser noch ein kleines Handtuch beinhalten.

Schlafsack, Zelt und Isomatte – wirklich sinnvoll?

Ist die Alpenüberquerung als Hüttentour geplant, würde ich diese an deiner Stelle auch als solche durchführen. Ich wollte mir damals alle Optionen offenhalten, auch mal eine Nacht draußen schlafen und hatte neben einem leichten Schlafsack auch eine Isomatte und Bivysack dabei. Im Nachhinein betrachtet absolut unnötiges Gewicht, welches selten genutzt wurde. Überlege dir vorher genau, was du konkret möchtest und packe nur ein was du dafür brauchst!

Möchtest du von Hütte zu Hütte über die Alpen wandern, brauchst du nur einen dünnen Hüttenschlafsack. Sagen dir die Wolldecken auf den Hütten aus hygenischen Gründen nicht zu, wäre ein leichter Sommerschlafsack eine Option.

Zelten auf dem L1

Öfters erreichen mich Fragen, ob denn das Zelten auf dem L1 möglich wäre. Ziehst du dieses ebenfalls in Betracht, kann ich dazu nicht viel mehr sagen, als dass das Wildcampen im Alpenraum prinzipiell verboten ist. Jedoch weiß ich von einer Vielzahl an Leuten, welche die Alpenüberquerung mit Zelt erfolgreich gemacht haben. Wenn man sich verantwortungsbewusst verhält, kein Feuer entfacht, seinen Müll mitnimmt und das Zelt nur zum Schlafen aufbaut sehe ich da auch kein Problem.

Mit Steigeisen, Grödel und Klettersteigausrüstung nach Italien

Unter normalen Umständen, braucht man weder für die Gletscher noch für andere Teilstrecken des L1 Steigeisen. Auch Grödel hatten wir nicht dabei und vermissten sie auch nicht.

Wie aber jeder mit ein wenig alpiner Erfahrung wissen sollte, kann es im Gebirge jederzeit zu einem Wetterumschwung mit Schneefällen kommen. Je nach Zeitraum, welchen man für seine Alpenüberquerung anvisiert, quert man des weiteren immer wieder alte oder auch neue Schneefelder und muss allzeit mit widrigen Bedingungen rechnen. Also unbedingt die aktuelle Wetterlage im Auge behalten.

Auf der Strecke begeht man keinen Klettersteig und benötigt somit auch keine entsprechende Ausrüstung!

Erfahrung macht klug

Selbstverständlich ist dies nur eine grobe Übersicht mit einigen Anmerkungen die ich als hilfreich empfinde. Sie ist weder vollständig noch perfekt. Jeder hat ganz eigene Bedürfnisse und auch gibt es unterschiedlichste Vorstellungen vom Ablauf solch einer Alpenüberquerung. Ob du lieber ein wenig mehr mitnimmst und deine Spiegelreflex samt fünf verschiedener Objektive die Berge hochschleppst oder dir das Smartphone als Kamera, Navi, Notizbuch und Taschenlampe zugleich reicht, musst du mit dir selbst ausmachen.

Auf dem L1 erreicht man regelmäßig Orte, in welchen man notfalls fehlende oder untaugliche Ausrüstung austauschen beziehungsweise auch kaufen könnte. Auch kannst du überflüssige Teile notfalls mit der Post nach Hause senden.

Mach dir also nicht zuviel Gedanken und mach’s beim nächsten Mal einfach besser.