Die Haute randonnée pyrénéenne oder auch Pyrenean Haute Route ist ein Fernwanderweg durch die Pyrenäen, jenen Gebirgszug welcher die iberische Halbinsel vom Rest Europas trennt. Die HRP traversiert in West-Ost Richtung von der Atlantikküste durch die spanischen, französischen und andorranischen Pyrenäen bis an das Mittelmeer.
Im Gegensatz zu dem parallel verlaufenden GR11 (Gran Recorrido 11) auf spanischer Seite und dem GR10 (Grande Randonnée 10) auf französischer Seite orientiert sich die Haute Route am Hauptkamm des Gebirgszuges. Somit verläuft der Weg durch zumeist hochalpines Gelände, vermeidet Abstiege und überquert häufig die französisch-spanische Grenze. Die HRP verläuft im Regelfall auf bestehenden Pfaden des sehr guten Wegenetzes der Pyrenäen, ist jedoch nur im seltensten Fall beschildert oder markiert. Haute Route Wanderer sind bei der Navigation somit auf Reiseführer, Karten und/oder GPS angewiesen. Einige wenige Abschnitte verlaufen weglos und verlangen etwas Improvisation.
Diesen Gegebenheiten geschuldet bietet die HRP ein unvergessliches Outdoor-Abenteuer in einer traumhaften Bilderbuch Kulisse weitestgehend Abseits des Massentourismus.
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Wegverlauf und Etappeneinteilung
Die HRP ist etwa 800 Kilometer lang und überwindet auf dieser Strecke rund 42.000 Höhenmeter. Der Weg, erstmals von Georges Veron im Jahre 1968 beschrieben, ist jedoch mehr eine Idee denn eine exakte Route. Die Version von Veron sowie die häufiger beachtete von Ton Joosten weichen voneinander stark ab und beinhalten jede für sich eine Vielzahl an Varianten. Der genaue Wegverlauf sowie die Einteilung der Etappenlängen obliegt somit dem HRP Wanderer und bietet viel Platz für Individualität.
In der Literatur wird der Weitwanderweg in rund 45 Tagesetappen eingeteilt. Zügige Geher können die Route von Hendaye nach Banyuls-sur-Mer in 20 bis 30 Tagen bewältigen. Möchtest du die zahlreichen Gipfel am Rande des Weges besteigen, kann dies unter Umständen aber deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen.
Zelten in den Pyrenäen
Das Wildcampen in dem französischen Teil der Pyrenäen ist generell erlaubt.
In den spanischen Pyrenäen ist zelten untersagt, jedoch darfst du für eine Nacht zwischen 20 und 8 Uhr biwakieren.
Von dieser unkomplizierten und transparenten Regelung gibt es natürlich wenige Ausnahmen für einige Täler und Nationalparks. Die wichtigste wäre wohl der Parc National des Pyrenees Occidentales. Hier darfst du, sofern du dein Zelt erst nach 19 Uhr auf- und vor 9 Uhr am Morgen wieder abbaust, für eine Nacht dein Lager aufschlagen. Bedingung ist, dass du dich mindestens eine Stunde entfernt von der Nationalparkgrenze und der nächsten Asphaltstraße befindest.
Des Weiteren ist in der Nähe der französischen Hütten meist auch eine aire de bivouac ausgeschildert. Dies ist eine extra ausgewiesene Stelle, an welcher du bemächtigt bist dein Zelt aufzuschlagen.
Dach über dem Kopf: Hütten und Blechbüchsen
Neben einer Vielzahl an bewirtschafteter Hütten beidseitig der Grenze gibt es auch zahlreiche kleinere unbewirtschaftete Schutzhütten und Cabanes entlang der Fernwanderwege in den Pyrenäen. Eine Wanderung von Hütte zu Hütte auf dem HRP ist gut denkbar und nur selten bist du auf dein Zelt tatsächlich angewiesen. Ich habe es aber wie viele HRP Wanderer vorgezogen bis auf wenige Ausnahmen ausschließlich im Zelt zu schlafen.
Versorgung mit Lebensmitteln und Wasser
Auf der HRP hast du in Abhängigkeit deiner Routenplanung eine Vielzahl an Orten, in welchen du in Supermärkten einkaufen kann. Zusätzlich bietet sich die Möglichkeit in den bewirtschafteten Hütten eine Mahlzeit zu sich zu nehmen. Somit bist du nie gezwungen Essen für mehr als 2-3 Tage mit dir zu tragen.
Abgesehen von tiefer liegenden Etappen nahe des Atlantiks und des Mittelmeeres stellt das Auffinden von frischen Wasser zumeist kein Problem dar. Du bist nicht darauf angewiesen größere Mengen an Trinkwasser mit dir zu führen. Aufgrund der allerorts existierenden intensiven Viehhaltung ist jedoch penibel darauf zu achten wo du das Wasser entnimmst und wie du es unter Umständen behandeln musst. Dies gilt vor Allem für die zuvor genannten Gebiete zu Beginn und am Ende des HRP.
Reiseführer und Navigation
Zur Navigation habe ich auf den Pocket Guide von Whiteburn’s Wanderings zurück gegriffen. Doppelseitig mittels Laserdrucker auf drei Din A4 Seiten ausgedruckt und in einen Ziploc Beutel verpackt hat er mich in Kombination mit den dort ebenfalls verfügbaren GPX Dateien bis an das Mittelmeer gebracht. Die Trailnotes bieten alle Informationen, welche du brauchst bezüglich Einkaufsmöglichkeiten, Wasserpunkte und eventueller Schlechtwettervariante zur eigentliche Route.
Der Routenverlauf der gedruckten Reiseführer von Joosten und Veron ist häufig darauf ausgelegt allabendlich Hütten anzulaufen. Mithilfe des Pocket Guides und eines Zeltes ist ein direkterer Routenverlauf möglich.
Der französische Reiseführer von Veron ist zudem vergriffen.
Das von Cicerone verlegte Buch von Ton Joosten hatte ich als eBook auf dem Smartphone dabei und mir darin gelegentlich die Etappen der nächsten Tage angeschaut. Zur Navigation zu umfangreich aber eine gute Bettlektüre um sich mental auf das Kommende vorzubereiten.
Cicerone bringt im April 2019 eine überarbeitete Version ihres HRP Reiseführers heraus: The Pyrenean Haute Route: The HRP high-level trail
Weitere hilfreiche Informationen bieten:
- A Quick& Dirty Guide to the Pyrenean Haute Route von The Hiking Life (englisch)
- Pocket Guide von Whiteburn’s Wanderings (englisch)
- Umfangreiche Informationen zum Wandern in den Pyrenäen (HRP/GR10/GR11) hat Folko zusammen getragen: mitrucksack.de (deutsch)
Thomas
26. Februar 2019 — 19:22
Schöne Artikelserie! Irgendwann werde ich auch mal den HRP angehen. Bis dahin merke ich mir Deine Serie auf jeden Fall schonmal zur Vorbereitung vor, Danke! :-).
Maximilian
27. Februar 2019 — 20:52
Herzlichen Dank.
Ja, die HRP ist eine klare Empfehlung 😉
Folko
1. März 2019 — 23:18
Sehr schön. Und sehr zügig Unterwegs, Respekt!
Die Pyrenäen und den HRP kenne ich recht gut, bin dort jedes Jahr unterwegs😃
…..m. http://www.mitrucksack.de
Maximilian
3. März 2019 — 19:03
Kann ich gut verstehen, dass du dort öfters bist 😉 Hatte eine wirkliche schöne Zeit in den Pyrenäen.
Hab deine Seite mal eingepflegt!
Folko
3. März 2019 — 20:04
…. ich werde deiner Seite auch noch einen Link setzen…
Katharina
15. Juli 2019 — 23:18
Hallo! Super Artikel!! ich habe vor, diesen August einen Teil der Traversée zu machen.
In welchem Monat hast Du die Wanderung gemacht? Und was für eine Karte hattest Du dabei?
Liebe Grüße
Katharina
Maximilian
18. Juli 2019 — 17:15
Hallo Katharina,
Ich war im August/September in den Pyrenäen. Ich hatte keine Karten dabei lediglich eine GPS App mit der OpenTopo Map!
Martin
18. Juli 2019 — 11:34
Hallo Maximilian,
Danke für den Artikel, sehr gut und kompakt geschrieben! Eine Information konnte ich leider nicht entnehmen, kannst du mir weiterhelfen? Über die Schwierigkeit konnte ich auch im Netz nicht so richtig etwas finden, nur wikipedia sagt „schwer“. Konditionell bin ich recht fit, trittsicher auch und war auch schon in den Dolomiten unterwegs, aber wenn es allzu steil wird (vor allem über längere Strecken), hätte ich meine Bedenken. Was meinst du?
Danke!
Grüße,
Martin
Martin
18. Juli 2019 — 13:45
danke hab schon bei der Seite von Folko was gefunden!
Maximilian
18. Juli 2019 — 17:19
Hallo Martin,
Auch wenn du schon etwas gefunden hast was deine Frage beantwortet: Ich würde es eine anspruchsvolle Bergwanderung nennen. Keine wirkliche Kletterei dabei aber schon steiles und schroffes Gelände.
Annika
4. August 2019 — 15:59
Hallo Maximilian, herzlichen Dank für den super Bericht. Wir sind Ende August/ Anfangs September in den Pyrenäen für ca. eine Woche unterwegs und würden gerne einen Abschnitt des HRP wandern. Welche kannst du uns landschaftlich und von der Reisezeit am meisten empfehlen?
Maximilian
4. August 2019 — 18:59
Hallo Annika,
Ich meine dir bereits per Email geantwortet zu haben. Tut mir leid wenn diese nicht angekommen ist.
Mir hat besonders der mittlere Teil der Pyrenäen gefallen. Also von Lescun nach Benasque zum Beispiel. Dort hat man die hohen Berge und die schönsten Landschaften. Bis Garvanie wenn man nicht ganz soviel Zeit hat. Und auch die am besten gelegenen Hütten findet man dort. Das refuge Wallon zB oder das darauf dessen Name mir nicht einfällt. Ist alles im zweiten Teil meines Berichts.
Gruß Max
Frank Hofmann
9. Januar 2022 — 12:01
Hallo Maximilian, ich bin begeistert von Deinem Bericht und habe mir den HRP für Sommer 2022 vorgenommen. Bei Whitburn’s finde ich leider nur die gpx Datei für die von ihm beschriebene erste Sektion von Hendaye bis Les Aldudes. Vielleicht mache ich auch etwas falsch. Hattest Du den gesamten gpx track zur Verfügung? Weißt Du ggf., wie ich an diesen herankomme? Danke, Frank